Alltag

Nein danke – ich möchte keine Nudelsuppe

Anti-Sozial? Arrogant? Kalorienzählerin? Unfreundlich? Langweilig?

Ja, wohl viele dieser Gedanken kommen den Leuten in den Kopf, wenn ich das Essen der Nudelsuppe dankend ablehne – und das sogar nach dem dritten Mal nachfragen. Wenn ich die Einladung zum Brunch dankend absage und nicht vor Freude strahle, wenn ich zum weihnachtlichen Kekse backen eingeladen werde. Oder genauer gesagt, mir kommen diese Gedanken, wenn ich mich frage, was die Leute jetzt wohl über mich denken. Es hat sich etwas in mir geändert seit der Diagnose Zöliakie. Bin ich sensibler geworden? Ja! Vielleicht fragen sich jetzt einige: Wieso sagst du nicht einfach was der Grund ist in so einer Situation? Dass du Zöliakie hast und kein Gluten essen kannst. Aber sind wir mal ehrlich, in manchen Situationen möchte man das einfach nicht. Man möchte nicht wieder der Mittelpunkt des Gespräches sein und auch nicht zum hundertsten Mal auf die Frage „und was passiert wenn du Gluten isst?“ antworten. Das soll nicht heißen, dass ich mich nicht freue wenn jemand Interesse zeigt. Aber ich glaube jeder von euch kann zu hundert Prozent nachempfinden was ich meine.

Schnapps mit Gurke und Brot?

Kennt ihr auch nicht? Dann willkommen im Club! Auf einen Geburtstag eingeladen, voller Freude, dass es kein Essen gibt sondern nur Getränke machte ich mich auf den Weg. In der kleinen, netten Runde angekommen wurde dann das Spektakel auf den Tisch gestellt und in der ganzen Runde zelebriert. Wieso fühle ich mich auf einmal so schuldig Dinge abzulehnen? Vielleicht weil egal in welcher Situation ein Nein erst mal nicht akzeptiert wird? Weil ich Angst habe verurteilt zu werden, da die Leute kein Verständnis haben könnten? Weil man wieder einmal „nicht dazu gehört“? Vielleicht war es schon immer so – vielleicht fällt es mir jetzt einfach bloß mehr auf – vielleicht war vor der Diagnose Nein zu sagen einfach nicht so ein großes Problem für mich.

Bier-Pong? Nicht mit mir!

Ja, als Student/in kommen dann auch solche Späße auf einen zu. Der ganze Geburtstag spielt Bier-Pong, nur du stehst daneben und schaust zu. Fragen sich die Leute wohl, ob ich langweilig bin? Bestimmt – denke ich direkt wieder in meinem Kopfkarussell! Stellen wir uns mal vor man fährt den Abend noch mit dem Auto – dann ärgert man sich vielleicht, dass etwas alkoholfreies im Becher ist. Ich hingegen muss nun auch die netten Angebote „fülle einfach was anderes in den Becher“ ablehnen. Auf die Frage „Wieso?“ antworte ich dann eher nicht mit „Kontaminationsgefahr“ – einfach um noch mehr Verwirrung zu vermeiden.

Macht die Zöliakie mich zu einem anderen Menschen?

Häufig frage ich mich, ob Leute mich wohl anders, als entspannter oder lockerer wahrnehmen würden ohne Zöliakie. Nehmen Leute mein „komisches“ Verhalten überhaupt wahr oder fühle nur ich, dass es komisch ist? Und viel wichtiger: hätte ich mehr Freude und Spaß, wenn ich mehr Brunchen gehen könnte und an Keksback-Nachmittagen teilnehmen würde? Auch mal beim Bier-Pong mit spielen würde und einfach spontan mit zu einem Grill-Abend gehen kann? Die Antwort auf die ich dann jedes Mal komme ist ganz klar: JA!

Und möchte ich nun doch gerne Nudelsuppe essen?

Ja klar, es wäre schön das Angebot anzunehmen und es sich so richtig schmecken zu lassen – aber das geht halt nun mal nicht. Wenn manch Anderer diese Dinge hier ließt, klingt es sicherlich total banal. Aber genau das ist es ja. Es sind die banalsten Dinge, die einen manchmal einfach super traurig machen. Diese oft kleinen Situationen, die einfach so viel mehr mit sich ziehen. Ich glaube es ist kein Geheimnis, dass man manchmal Tage und Wochen hat, in denen man besser mit diesen Dingen umgehen kann. Genauso wenig sollte es aber auch ein Geheimnis sein, wie man sich die restliche Zeit fühlt. Ich finde es super wichtig auch mal negative Erfahrungen und Gedanken zu teilen, weil ich einfach glaube, dass es vielen so ergeht. Neben diesen ganzen negativen Erfahrungen und Situationen bin dafür auf der anderen Seite natürlich jedes Mal aufs Neue so unglaublich glücklich über einen glutenfreien Geburtstagskuchen, ein neues glutenfreies Brot im Supermarkt zu entdecken oder einfach über ein Abend mit Freunden, wo ich weiß ich brauche mir keine Gedanken zu machen.

Was wünsche ich mir für die Zukunft?

Mehr Verständnis der Leute. Weniger Gedanken über das Ganze machen. Noch ein bisschen mehr abzustumpfen. Einfach mit manchen Situationen selbstsicherer umzugehen und aufhören, den „Fehler“ bei mir zu suchen. Über doofen Situationen stehen und noch stärker als eh schon auf die schönen Dinge konzentrieren die ich machen/essen/erleben kann! Und passend zur Jahreszeit natürlich noch gaaanz viele leckere glutenfreie Weihnachtsplätzchen zu essen.

 


Das wars nun mit meinem Wort zum Wochenende,

Eure Caro

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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